Gedenkstätte Buchenwald
Eine erste Gedenkfeier für die etwa 56.000 Toten fand bereits am 19. April 1945 statt, wenige Tage nach der Befreiung. Überlebende errichteten auf dem Appellplatz einen hölzernen Obelisken, eingeritzt die Buchstaben „K.L.B“ für „Konzentrationslager Buchenwald“.
Doch dann wurde das Gelände bald wieder in Betrieb genommen: Nach Kriegsende internierten die Alliierten in ihren Besatzungszonen Deutsche, die sie als Nationalsozialisten und Funktionsträger des Regimes verdächtigten. Sie sollten überprüft und bei Verbrechensbeteiligung vor Gericht gestellt werden. Häufig wurden dafür die nun leerstehenden Kriegsgefangenen- oder Konzentrationslager genutzt.
Im ehemaligen KZ Buchenwald wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht im August 1945 das sogenannte Speziallager Nr. 2 eingerichtet. Hier wurden bekannte Nationalsozialisten und Verdächtige aus der Region eingesperrt – rund 28.000. Nicht immer handelte es sich wirklich um Schuldige. Eine Denunziation bei der Besatzungsverwaltung reichte, um auch ohne konkrete Beweise hierher zu kommen. Einige Insassen waren Jugendliche.
Die Haftbedingungen waren hart: Kontakt nach außen war verboten, es gab auch kein richtiges Gerichtsverfahren mit der Möglichkeit zur Verteidigung. Und die Menschen hungerten. Im Winter 1946/47 starben über 7.000 Insassen. Nach der Gründung der DDR wurde das Lager aufgelöst.
Nationale Mahn- und Gedenkstätte
1958 wurde nach mehrjähriger Planung die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eröffnet. Zuvor waren auf Beschluss der Staatspartei SED die Baracken des Lagers zu einem großen Teil abgerissen worden. Die Erinnerung an die Lagergeschichte sollte nur ein Thema in den Mittelpunkt stellen: den Widerstand der kommunistischen Häftlinge. Ebenso wie die Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück hatte Buchenwald die Funktion, der DDR eine antifaschistische Tradition zu konstruieren. Kaum erwähnt wurden dabei die anderen Häftlingsgruppen wie Juden, Sinti und Roma, „Gemeinschaftsfremde“, Zeugen Jehovas sowie Zwangsarbeiter*innen. Dass es zwischen 1945 und 1950 das sowjetische Speziallager gegeben hatte, wurde ganz verschwiegen. Am Südhang des Ettersbergs, wo sich die Massengräber aus der KZ-Zeit befinden, wurde ein monumentales Denkmal errichtet, das den hölzernen Obelisken auf dem Appellplatz ersetzen sollte.
Nach 1989
Nach dem Fall der Mauer wurde sehr schnell eine Neukonzeption der Gedenkstätte beschlossen. In Zukunft sollte auch die unmittelbare Nachkriegsgeschichte erzählt werden, ohne den Fokus auf die Verbrechen der Nationalsozialisten in Frage zu stellen. Das Konzentrationslager und seine verschiedenen Häftlingsgruppen sollten das Hauptthema sein. Auch die Erinnerungskultur in der DDR sollte in einer neuen Ausstellung dargestellt und hinterfragt werden. Außerdem entstanden mehrere neue Denkmäler auf dem Gelände: 1993 wurde ein Mahnmal für die ermordeten Juden aufgestellt. Es besteht aus Steinen des Buchenwalder Steinbruchs, in dem die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. 1995 wurde das „Denkmal an ein Denkmal“ von den Künstlern Horst Hoheisel und Andreas Knitz enthüllt: An der Stelle, an der der hölzerne Obelisk gestanden hat, ist nun eine Metallplatte in den Boden eingelassen, auf der die Namen von über 50 Nationen in alphabetischer Reihenfolge eingraviert sind – die Herkunftsländer der Häftlinge. Die Platte hat das ganze Jahr über eine Temperatur von 37 °C und soll Wärme an diesem Ort menschlicher Kälte ausstrahlen.
Darüber hinaus gibt es auf dem großen Areal mehrere weitere Gedenkzeichen für verschiedene Gruppen oder einzelne Menschen.
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Michail Petrowitsch Botschkarjow
„Die russischen Soldaten waren geachtet, und die anderen Nationen, die in Buchenwald waren, nahmen vor uns sogar die Mützen ab.“
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Lew Glebowitsch Mischtschenko
„Ein Deutscher, der neben mir stand, wartete, bis der Soldat wegsah und steckte mir dann eine Zigarette zu.“
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KZ Buchenwald
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Webseite der Gedenkstätte Buchenwald