Mühlberg/Elbe

Das Stalag in Mühlberg wird im August 1939 eingerichtet. Die ersten Kriegsgefangenen sind Polen. Sie finden noch keine Baracken vor und müssen ihre Unterkünfte selbst aufbauen. Dann werden sie zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft eingesetzt. Diese ersten Gefangenen kommen noch am Bahnhof Neuburxdorf an und marschieren von dort sieben Kilometer ins Lager. Ab Juli 1941 enden die Transporte am etwas weiter entfernten Bahnhof Jacobsthal, wo auch die Kriegsgefangenen für das Stalag 304 in Zeithain aussteigen.
Nach der Kapitulation Frankreichs und Belgiens kommen mehrere zehntausend französische und belgische Kriegsgefangene ins Stalag IV B. Sie werden hier registriert und auf verschiedene Arbeitskommandos in Sachsen weiter verteilt.

Das Lagertor (o.D.), Archivbestand der Initiativgruppe Lager Mühlberg e. V.

Mit dem weiteren Kriegsverlauf sind es noch mehr Nationalitäten: Zuerst Jugoslawen, später Briten, Niederländer, Slowaken, Rumänen, Italiener, Amerikaner und Dänen. Bis zum Beginn des Krieges mit der Sowjetunion sind schon über 90.000 Gefangene in Mühlberg registriert worden, die meisten sind Franzosen. Rotarmisten kommen ab dem 15. Juli 1941. Neben dem Stalag in Zeithain wird Mühlberg für sie das zentrale Ankunftslager in Sachsen.
Insgesamt durchlaufen mehr als 320.000 Kriegsgefangene dieses Kriegsgefangenenlager. Etwa 3.000 von ihnen sterben, 2.300 davon kommen aus der Sowjetunion: Sie hungern und werden schlechter versorgt. Die Leichen werden in Massengräbern auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Neuburxdorf beerdigt. Das Lager wird am 23. April 1945 von der Roten Armee befreit.

Nachkriegsnutzung

Das Gelände wird nach Kriegsende weiter betrieben: Einige Kriegsgefangene warten hier auf die Rückkehr in ihre Heimat, dann wird das Lager umgebaut. Am 1. September 1945 eröffnet der sowjetische Geheimdienst ein „Speziallager“, in dem Nationalsozialisten und mutmaßliche Kriegsverbrecher interniert werden. So wollen die Alliierten Deutschland „entnazifizieren“: Verdächtige werden in allen Besatzungszonen festgesetzt und sollen, wenn ihnen Verbrechen nachgewiesen werden können, vor Gericht gestellt werden. In der sowjetischen Zone sind die Lebensbedingungen in diesen Lagern besonders schlecht, von den über 21.800 Menschen, die das Lager durchlaufen, sterben 6.700. 1948 wird das Lager Mühlberg geschlossen, etwa 7.000 Insassen werden entlassen, 3.611 ins Speziallager in Buchenwald überstellt.
Die toten Rotarmisten werden 1948 auf den Sowjetischen Ehrenfriedhof in Elsterwerda umgebettet.
Heute kann man am historischen Ort noch bauliche Überreste finden. Entlang der ehemaligen Lagerstraße führt ein historischer Lehrpfad, der Besucher*innen über die beiden Lager informieren. Darüber hinaus gibt es auf dem Soldatenfriedhof Neuburxdorf und dem Friedhof für die Opfer des Speziallagers Gedenkanlagen.


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