Macht mit!

Diese Ausstellung soll in den kommenden Jahren weiter wachsen – und ihr könnt mitmachen: Wenn ihr selbst „auf den Spuren sowjetischer Kriegsgefangener“ seid, macht Fotos an historischen Orten – ob von Gedenkstätten, Denkmälern, Info-Tafeln oder der Abwesenheit eben davon – und schickt sie uns! Nennt dafür Ort und Datum der Aufnahme sowie euren Namen, dann stellen wir die Bilder online. Fotos, Kommentare und Fragen bitte an:

unrecht-erinnern [at] ghwk.de

„An Unrecht erinnern“ kann im Geschichtsunterricht, bei historischen oder erinnerungspolitischen Projekten zum Thema oder zur Vorbereitung auf den Besuch einer Stalag-Gedenkstätte genutzt werden.
Folgende Vorschläge können helfen, einen Einstieg zu finden:

Lerneinheit: Biografien

Überleben

Die von uns ausgewählten Lebensgeschichten haben mehrere Gemeinsamkeiten: Diese Menschen sind als Gefangene ins Reichsgebiet gebracht worden. Sie haben überlebt. Und es gibt Informationen über ihr Leben nach der Rückkehr in die Sowjetunion.
Das Schicksal der hier porträtierten Menschen ist damit, statistisch gesehen, mehr Ausnahme als Regel: Fast 60 % der sowjetischen Kriegsgefangenen starben. Und die Mehrheit der Gefangenen ist gar nicht nach Deutschland gebracht worden, sondern in den besetzten Gebieten geblieben.

Schaut euch die folgenden Biografien genauer an.
– Welche Umstände haben ihre Überlebenschancen erhöht?
– Tauscht euch aus und vergleicht: Gibt es Gemeinsamkeiten?

Antonina Konjakina-Trofimowa arbeitete im Lazarett von Bergen-Belsen,
Sergej Litwin war Schreiber in niedersächsischen Sandbostel,
Dawid Dodin musste seine jüdische Herkunft in Zeithain verleugnen und
Boris Popov wurde während der Gefangenschaft, unter anderem in Mühlberg/Elbe, mehrfach für einen Juden gehalten – weil er Deutsch konnte.

Lest außerdem den Thementext zu Gefangenschaft.
– Wie beurteilt ihr die Behandlung dieser Überlebenden nach der Rückkehr in die Sowjetunion?
– Wie das Verhalten Deutschlands in Entschädigungsfragen?

Lerneinheit: Orte

Friedhöfe

Wenn Kriegsgefangene starben, wurde die Wehrmachtsauskunftstelle (WASt) in Berlin informiert: Die erhielt zusammen mit der Personalkarte eine Hälfte der nummerierten Metallmarke, die jede*r Kriegsgefangene um den Hals tragen musste. Die andere Hälfte wurde mit ins Grab gegeben – es gab Einzel- und Massengräber.
Unmittelbar nach Kriegsende galten diese Gräberfelder als Beweise für begangene Verbrechen, und als solche wurden sie untersucht. Dann wurden sie mit Gedenkzeichen – häufig einem Obelisk – versehen. Im Zuge der Umgestaltung wurden namentliche Kennzeichnungen häufig wieder entfernt. Das geschah in der sowjetischen Besatzungszone ebenso wie später in der Bundesrepublik.

Schaut euch folgende Orte genauer an: Oschatz, die Gedenkstätte Ehrenhain-Zeithain, den Lagerfriedhof von Sandbostel (hier lohnt auch der Blick auf die Homepage der Gedenkstätte) und die Gedenkstätte Stalag 326.

– Wie ging und geht man dort mit den Gräbern von Kriegsgefangenen um?
– Empfindet ihr den Umgang als angemessen?

Lest außerdem den Text Was sind Stalags?
– Was ist der Unterschied in der Wirkung von anonymen im Vergleich zu individualisierten Grabanlagen?
– Welche Absichten stehen hinter den Friedhofsgestaltungen in der sowjetischen Besatzungszone, der DDR und der (wiedervereinigten) BRD?
– Welche Rolle spielen Hinterbliebene?

Lerneinheit: Themen

Täterschaft

Jahrzehntelang wurde das rassistisch motivierte Verbrechen an den sowjetischen Kriegsgefangenen auf deutscher Seite verdrängt. Politik und Mehrheitsgesellschaft wollten das Bild der „sauberen“ Wehrmacht bewahren.
Doch wer gilt in diesem Fall überhaupt als Täter*in?

Schaut euch unter Gefangenschaft das „Merkblatt für die Bewachung sowjetischer Kriegsgefangener“ vom 8. September 1941 an. Welchen Einfluss hatten solche Regeln wohl auf das Wachpersonal?

Was meinte Hitler mit dem Satz: „Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad“? Gegen welche Widerstände in den eigenen Reihen mussten die verantwortlichen Militärs argumentieren? Informationen zum Kontext findet ihr unter Rechtslage und Genfer Konventionen.

Die Fotografien von Gefangenen aus der Zeit des Krieges stammen fast ausnahmslos von Tätern. Schaut euch die Bildunterschriften oben an (vor allem Bild 3) und lest im Text zu Bergen-Belsen über die Entstehung dieser Bilder. Mit welcher Absicht wurde hier was fotografiert?

Lest die Texte zu Zwangsarbeit und Gefangenschaft, dort wird das Thema „gute Deutsche“ behandelt: Was waren die Handlungsoptionen der Beteiligten? Wie würdet ihr den Begriff „Täterschaft“ für diesen Verbrechenskomplex definieren?