Gedenkstätte Lager Sandbostel

Das Stalag X B Sandbostel wurde am 29. April 1945 von britischen Truppen befreit. Wie vielerorts wurde auch dieses Lager nach Kriegsende weiter genutzt: Die Briten inhaftierten hier bis 1948 vor allem Angehörige der SS und andere Nazis, die vor Gericht gestellt und „umerzogen“ werden sollten. Von 1948 bis 1952 fungierte die Anlage als Strafgefängnis, danach bis 1960 als Notaufnahmelager für junge männliche Geflüchtete aus der DDR – etwa 250.000 Jugendliche haben das Lager Sandbostel durchlaufen.
Die Bundeswehr unterhielt das Gelände einige Jahre lang unter anderem als Materialdepot, bis es 1974 stückweise verkauft und zur gewerblichen Nutzung freigegeben wurde. Im „Gewerbegebiet Immenhain“ verkaufte ein Militariahändler beispielsweise ausgemusterte Armeekleidung. Es gab auch einen Reiterhof. Teile des Areals wurden für die Landwirtschaft genutzt.

Der lange Kampf um den Gedenkort

Erst in den 1970er Jahren trat die NS-Vergangenheit langsam wieder ins Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung. Auf dem ehemaligen Lagerfriedhof wurden erste Gedenkveranstaltungen abgehalten. Ab 1980 formulierten engagierte Bürger*innen dann die konkrete Forderung nach einer Gedenkstätte – was bei den Entscheidern mehrheitlich auf Ablehnung stieß. Nochmal ein Jahrzehnt später veröffentlichten die Lehrer Werner Borgsen und Klaus Volland eine wissenschaftliche Untersuchung der Lagergeschichte, und ein Geschichtsverein wurde gegründet. Doch weiterhin sperrte sich das Land Niedersachsen, aber auch die Sandbostler, eine Gedenkstätte zu errichten. Erst Ende 2004 wurde nach langen Diskussionen eine Stiftung gegründet, die eine Erinnerung am historischen Ort ermöglichen sollte. Eine zunächst provisorische Ausstellung zum Stalag X B Sandbostel gab es ab 2007.

Von der ursprünglichen Bebauung war zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Teil erhalten. Wegen Seuchengefahr waren einige Baracken schon gleich nach der Befreiung 1945 verbrannt worden. Andere baute man in Sandbostel ab- und woanders wieder auf, zum Beispiel, um darin deutsche Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Gebieten im Osten unterzubringen.

Endlich: Erinnern!

Zusammen mit einigen Überlebenden und Angehörigen ehemaliger Kriegsgefangener wurde die Gedenkstätte dann am 68. Jahrestag der Befreiung des Lagers – am 29. April 2013 – eröffnet. Sergej Litwin hielt eine Rede.
Das heutige Gedenkstättengelände, das auch den Lagerteil für die sowjetischen Gefangenen umfasst, hat etwa 1/8 der ursprünglichen Größe. Insgesamt sind noch 22 historische Gebäude erhalten. Doch nur einige davon stehen unter Denkmalschutz, der größte Teil des ehemaligen Lagers wird weiterhin privatwirtschaftlich genutzt. Zwei Baracken auf dem Gedenkstättengelände lässt man „kontrolliert verfallen“, da man für eine Sanierung so viel ersetzen müsste, dass kaum Originales übrig bliebe. Die anderen Baracken werden behutsam saniert. Alle zwei Jahre findet ein Jugendworkcamp statt, bei dem Jugendliche aus aller Welt gemeinsam Teile des vormaligen Stalags sanieren oder freilegen.

8:00

Das Jugendworkcamp 2018 in Sandbostel

9. Internationales Jugend-Workcamp 2018 in der Gedenkstätte Lager Sandbostel – ein Filmbeitrag der Arbeitsgemeinschaft Osteland e.V. in Bremervörde“ www.arbeitsgemeinschaft-osteland.de

Der Ehrengast Sergej Litwin mit seiner Enkelin Anna Kataeva (2013). © Fotografin: Mena Elisabeth Urbitsch

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