KZ Ravensbrück
Im Dorf Ravensbrück, nördlich von Berlin nahe Fürstenberg, wird im Frühjahr 1939 ein Frauen-Konzentrationslager errichtet. Bis 1945 vergrößert die SS das Lager immer wieder: Ab 1941 wird ein Bereich für inhaftierte Männer angegliedert, im darauffolgenden Jahr das „Jugendschutzlager Uckermark“. Dort werden Mädchen und junge Frauen eingesperrt, die die Nazis als unangepasst, widerständig und als nicht würdig für die Gesellschaft bezeichnen.
Über 30 Nationalitäten
Insgesamt werden etwa 120.000 Frauen, 20.000 Männer und 1.200 Kinder und Jugendliche als Häftlinge im KZ Ravensbrück registriert – weil sie als jüdisch verfolgt werden oder als politische Feinde gelten, der Minderheit der Sinti und Roma angehören oder Kriegsgefangene sind. Sie kommen aus über 30 verschiedenen Ländern. Eine der größten nationalen Gruppen bilden die sowjetischen Häftlinge, es sind schätzungsweise 25.000, darunter etwa 800 Kriegsgefangene. Die Bestimmung dieser speziellen Häftlingsgruppe ist allerdings schwierig, da viele Rotarmist*innen bei der Aufnahmeprozedur unterschreiben müssen, auf ihren Status als Kriegsgefangene zu verzichten. Danach gelten sie als Zivilisten und werden, wie Olga Golowina, beispielsweise als „Politische Häftlinge“ registriert.
Die Inhaftierten müssen Zwangsarbeit verrichten, vor allem in der Textil- und Lederverarbeitung. Innerhalb und außerhalb des Lagers entstehen Produktionsstätten, darunter auch 20 Werkhallen der Firma Siemens & Halske, die direkt neben dem KZ-Gelände Fernsprecher, Radios und Messgeräte herstellen lässt.
Die Todesrate ist hoch: die Menschen verhungern oder sterben an Krankheiten, die sich durch die unhygienischen Zustände in den Baracken schnell verbreiten. Außerdem wird in Ravensbrück gezielt gemordet: durch medizinische Experimente, Erschießungen und Tötung durch Gas. Dort sterben mindestens 28.000 Menschen. Die genaue Opferzahl ist unbekannt.
Kurz vor Ende des Krieges wird das Lager geräumt: Die SS treibt die gehfähigen Häftlinge auf sogenannte „Todesmärsche“ Richtung Nordwesten. Am 30. April 1945 erreicht die Rote Armee das KZ Ravensbrück. Dort finden sie noch etwa 2.000 kranke Häftlinge vor, die dort zurückgelassen wurden.
1959 entsteht nach jahrelangem Einsatz von Überlebenden am historischen Ort die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
Der Zellenbau nach der Befreiung im Mai 1945 © Fotograf/in unbekannt, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Foto-Nr. 1042